Lernfeld 3: Lebenswelten wahrnehmen und Entwicklung fördern

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Basisqualifizierung Heimerziehung für Quereinsteiger:innen

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Beschreibung

Inhalt

Lernfeld 3

In diesem Lernfeld stehen Lebenswelten und -wirklichkeiten von jungen Menschen und Familien im Mittelpunkt. Ein elementarer Grundpfeiler der Lebenswelt und -wirklichkeit von jungen Menschen entsteht durch die sog. Sozialisation: Unter Sozialisation versteht man den Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Im Vordergrund steht die Entwicklung des Menschen zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt. Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess. Wichtige Sozialisationsinstanzen, damit sind die Orte im Leben gemeint, an denen Sozialisation stattfindet, sind die Familie, der Kindergarten, die Schule, die Gruppe der Gleichaltrigen, die Ausbildungseinrichtungen, der Beruf, aber auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften, die Medien und Vereine und Verbände.

In einem weiteren Lernabschnitt werden riskante Lebensbedingungen veranschaulicht, die mit der Inanspruchnahme von erzieherischen Hilfen einhergehen können. Dabei nehmen sowohl Sozialisationsinstanzen als auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und Ausprägung von sozialen Problemen. Junge Menschen verbringen viele Jahre in der Familie, um wichtige Handlungskompetenzen und Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu erlernen. Daran schließt sich eine langjährige Phase der Bildung und beruflichen Ausbildung an. Erst durch diese enge Verknüpfung der Sozialisationsinstanzen gelingt im Idealfall die Ausbildung einer eigenständigen Persönlichkeit und darauf basierend einer sich anschließenden eigenständigen und sinnstiftenden Lebensführung. Während dieser Zeit können eine Vielzahl von Krisen und Herausforderungen auftreten, die die Lebensbedingungen und damit auch die persönliche Entwicklung beeinflussen: Trennung, Scheidung und Wiederverheiratung etwa führen zu Veränderungen der Familienstrukturen und der sozialen Beziehungen. Erwerbslosigkeit, Armut, Krankheit und Entwicklungsstörungen beeinträchtigen das soziale Lebensumfeld, die Lebensqualität, die Partizipationsmöglichkeiten und das persönliche Wohlbefinden.

Die Vielzahl der gesetzlichen Angebote und Leistungsansprüche in den Hilfen zur Erziehung nach dem SGB VIII (siehe auch Basislernfeld 1 „Heimerziehung: Rechtliche Grundlagen, zentrale Akteur*innen und Ausgangslagen“) macht deutlich, dass es eine sehr große Anzahl an Risikofaktoren gibt, die die persönliche Lebenssituation nachhaltig beeinflussen. Zur besseren Übersicht unterscheiden Thomas Rauschenbach und Ivo Züchner (2001) dabei zwischen herkunftsindizierten, entwicklungsbezogenen und integrationsbedingten Risiken, die im zugehörigen Lernabschnitt näher beleuchtet werden.

Abschließend wird auf die Fragen eingegangen, wie Fachleute entsprechende Probleme fundiert erkennen und gemeinsam mit den jungen Menschen und Familien, die Hilfen zur Erziehung in Anspruch nehmen, ein Vorgehen und konkrete Maßnahmen planen können, die im Idealfall eine bestmögliche Förderung der Entwicklung sicherstellen.